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Hybrid ist das Zauberwort der Stunde. Der Antrieb mit der Kraft der zwei Herzen (Elektro und Verbrenner) setzt sich selbst bei Sportwagen immer mehr durch. Die neue Porsche 911-Baureihe hat im Getriebe zumindest schon mal baulich Platz für einen E-Motor geschaffen. McLaren setzt auf weitere Gewichtsersparnis, um elektrifizieren zu können. Und jetzt bietet Alpina mit dem D3 S das erste Hybrid-Auto der Firmengeschichte an. Der Motor-Informations-Dienst (mid) sprach mit Geschäftsführer Andreas Bovensiepen über die Elektro-Zukunft seiner Sportwagen-Schmiede.

Der neue D3 S ist wie alle Alpina-Modelle von einem handelsüblichen BMW abgeleitet. Als Basis dient der bereits hybridisierte M 340d, ein Dreiliter-Doppelturbo-Diesel mit 340 PS, der vor allem durch Software-Optimierungen 15 Pferdestärken mehr leistet als im weiß-blauen Brudermodell. Nun könnte man glatt glauben, dass die zusätzlichen elf PS aus dem E-Motor nicht mehr groß ins Gewicht fallen. Entscheidend ist jedoch, wann diese Power eingesetzt wird.

"Der Startergenerator schiebt schon beim Anfahren mit an", sagt Bovensiepen. "Dadurch wird das Ansprechverhalten deutlich besser. Und beim Fahren denkt man sich: Der hängt aber gut am Gas." Für ein sattes Gefühl sorgt auch das Drehmoment von 730 Newtonmetern (30 Nm mehr als im M 340d). Und auch die Spurt-Werte von 4,6 Sekunden respektive 4,8 Sekunden (Kombi) von 0 auf Tempo 100 sprechen für sich. Sie sind identisch mit denen des BMW M 340d.

Abgesehen vom flotteren Ansprechverhalten hat so ein Mild-Hybrid aber noch andere Vorteile. Sowohl CO2-Ausstoß, als auch Kraftstoffverbrauch sinken. Und das ist gerade bei Alpina nicht unwichtig. Denn neben dem rein sportlichen Firmencredo, dass die Höchstgeschwindigkeit nie abgeregelt wird (der D3 S schafft 273 Stundenkilometer), spielt auch der Verbrauch eine wichtige Rolle in der schwäbischen Firmenphilosophie. Bovensiepen: "Der Mild-Hybrid ist von daher eine gute Geschichte."

Dann darf man darauf warten, dass Alpina auch bald ein Voll-Hybrid-Modell nachlegt, das auch über weite Strecken rein elektrisch fahren kann? "Nicht vor zwei bis drei Jahren", winkt Andreas Bovensiepen ab und schickt gleich die Begründung hinterher. "Die meisten Hybrid-Konzepte werden jetzt in Karosserien verwirklicht, die eigentlich für Verbrenner gedacht waren." Ein zusätzlicher E-Motor, aber vor allem die Batterien brauchen Platz. Bovensiepen: "Meistens spart man bei Kofferraum und Tank, der dann statt 70 Liter nur noch 46 Liter fasst. Wenn man dann in den Urlaub fahren will, heißt das: Weniger Stauraum und spätestens alle 450 Kilometer tanken. Das akzeptieren viele unserer Kunden nicht." Interessant wird diese Technologie für den Alpina-Chef erst bei neu entwickelten Hybrid-Fahrzeugen, bei denen die Batterien platzsparend in der Bodengruppe integriert sind.

Auch die geringe elektrische Reichweite, die im Augenblick – und nur auf dem Papier – bei kaum mehr als über 50 Kilometern liegt, sieht er als Nachteile. Vielfahrern bringe das nichts. Die Batterie sei relativ schnell leer, und das dann nutzlose Zusatzgewicht der Hybridtechnologie sorge auf dem Rest der Strecke für entsprechenden Mehrverbrauch beim Verbrennungsmotor.

Zu wenig Reichweite und zu viel Kilos, die Leistung und Performance kosten, sind für Bovensiepen auch die Gründe, warum auch ein reines Elektromodell beim Sportwagen-Spezialisten Alpina wohl noch länger auf sich warten lässt. "Wir haben halt großen Anteil von Vielfahrern unter unseren Kunden, die wollen nicht alle 300 Kilometer aufladen", meint er und weist auf ein echtes Paradoxon hin. "Ob das außerdem so viel Sinn macht, wenn man mit einem schweren Elektro-Auto, bei dem allein die Batterie mehrere hundert Kilo wiegt, schnell und sportlich fährt?"

Sollte sich die Hybridtechnologie bei Sportautos durchsetzen – welche Möglichkeiten hat Alpina dann überhaupt noch, technisch einzugreifen? Denn bei Batterien und E-Motoren lässt sich ja schwerlich etwas ändern. Da sieht Bovensiepen nicht so schwarz: "Vielleicht wird dann der Freiheitsgrad größer, die Verbrenner zu verbessern. Außerdem kann man den Charakter eines Fahrzeugs auch auf anderen Ebenen prägen. Bei der Software etwa, die das Zusammenspiel der unterschiedlichen Motoren regelt oder bei der Wechselwirkung mit den verschiedenen Rekuperationsgraden bei der Energiegewinnung."

Auch wenn bei Bovensiepen das Thema Hybrid-Technologie mit einer gewissen Skepsis sieht, so ganz unbeleckt ist man technisch nicht in Buchloe. Denn schon beim i8, dem Hybrid-Vorzeige-Sportler von BMW, mischte Alpina mit. Sogar einen Prototyp bauten die Schwaben. Damals entfernten die Entwickler den eher schmalbrüstigen Original-Dreizylinder mit 230 PS und ersetzten ihn durch einen Vierzylinder mit 330 PS. Damit wäre aus dem i8 ein echter Sportwagen geworden, allerdings passt das nicht zur damaligen "born electric"-Philosophie von BMW und so wurde aus dem Projekt leider nichts.

Wie bewältigt Alpina eigentlich den Corona-Stillstand? Andreas Bovensiepen hofft, dass es so ähnlich abläuft wie nach der Finanzkrise. Da hat ein starkes Jahr 2009 die Verluste von 2008 mindern können. Voraussetzung dafür seien jedoch neue, frische Modelle. Weshalb die Buchloer Edel-Schmiede auch nicht am falschen Ende und damit nicht an der Entwicklung spart. Finanziell sei man dafür gut aufgestellt, meint Bovensiepen optimistisch: "Und mit einem guten Jahr 2021 werden wir auch wieder aufholen", so der Alpina-Chef. Zuzutrauen wäre es den Schwaben – denn beim Aufholen und vor allem Überholen sind sie zumindest auf der Straße echte Experten.

Rudolf Bögel / mid

Technische Daten Alpina D3 S:

– Länge / Breite / Höhe: 4,71 / 1,82 / 1,44 Meter (Limousine und Touring)

– Motor: Sechszylinder-Diesel

– Hubraum: 2.993 ccm

– max.Leistung: 261 kW/355 PS bei 4.000 bis 4.200 U/min

– max. Drehmoment: 730 Nm bei 1.750 bis 2.750 U/min

– 8-Gang-Automatik, Allradantrieb

– 0-100 km/h: 4,6 Sekunden (Limousine), 4,8 Sekunden (Touring)

– Spitze: 273 km/h (Limousine), 270 km/h (Touring)

– Normverbrauch (WLTP): 7,6 l/100 km

– CO2-Emission (WLTP): 199 g/km

– Preis: ab 70.500 (Limousine), 71.900 (Touring)

Fotocredits: Alpina
Quelle: GLP mid

(dpa)