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"In 50 Metern haben Sie Ihr Ziel erreicht. Das Ziel liegt auf der rechten Seite." Wenn dieser Satz im Auto ertönt, dann hat das elektronische Navigationssystem mal wieder erfolgreich einen Lotsenauftrag zu Ende gebracht.

Der fleißige Assistent, der im Hintergrund das Kartenstudium übernimmt, heißt in den meisten Fällen TomTom. Die Wurzeln des europäischen Titanen (80 Prozent Marktanteil) reichen bis 1991 zurück. Sehr schnell fokussierte sich das junge Unternehmen auf die Entwicklung von Navigationssystemen und das Anbieten von Geodaten sowie Telemetrie- und Flottenlösungen. Die erste Navigationssoftware stand 1996 bereit, das erste mobile Navigationsgerät wurde 2004 auf der Computermesse CeBIT in Hannover vorgestellt – inzwischen hat TomTom über 100 Millionen "Navis" verkauft.

Der Erfolg beschränkt sich allerdings nicht auf die astronomische Zahl der verkauften Endgeräte, die erst nachträglich den Weg in die Fahrzeuge finden. Zu den Partnern gehören die wichtigen Zulieferer der Autoindustrie (zum Beispiel Bosch) oder namhafte globale Autohersteller selbst, wie der Volkswagen-Konzern, BMW, Daimler, PSA, Hyundai oder SsangYong – um nur einige aus der Liste aufzuzählen. Auch der Apple-Konzern übernimmt von TomTom die Grundkarte und Verkehrsdaten.

Die Komponentenlieferanten und Autobauer interessieren sich ganz speziell für die Navigationssoftware, hochpräzises Kartenmaterial, Echtzeitverkehrsinformationen und Dienste. Das Kartenmaterial deckt 164 Länder und 35 Territorien ab, die es zusammen auf mehr als 69 Millionen erfasste Straßenkilometer bringen. Nicht zu vergessen die derzeit gespeicherten 255.000 Ladepunkte für Elektromobile in 21 Ländern. Und natürlich ist TomTom ganz vorn dabei, um die Zukunftsvision vom autonomen Fahren Schritt für Schritt zu realisieren.

Aber was hilft dem Endverbraucher die höchste Präzision bei der Zielführung, wenn sie nicht auf aktuelle Gegebenheiten reagiert? Welcher Aufwand hinter der dynamischen Suche nach dem besten Weg steckt, ahnt der Endverbraucher eventuell erst dann, wenn er feststellt, dass ihm das System je nach Tageszeit oder aktueller Lage unterschiedliche Routen anbietet. Oder die Routenvorschläge während der Fahrt immer wieder anpasst. Voraussetzung dafür ist natürlich eine mobile Verbindung ins Datennetz – entweder über eine eingebaute SIM-Karte oder die Koppelung zu einem Mobiltelefon.

Ein Blick in die Welt der Verkehrsdaten bietet einen gigantischen Eindruck. Um den günstigsten Weg an das Ziel herauszufinden, zapft TomTom eine globale Mega-Verkehrsdatenbank der an, in der in anonymisierter Form Unmengen von GPS-Informationen gespeichert sind. Die Bewegungsdaten der Verkehrsteilnehmer stammen aus portablen Navigationsgeräten und Smartphones, sowie aus den Infotainmentsystemen, die die Fahrzeughersteller bereits am Fließband einbauen. Diese mehr als 600 Millionen Datenquellen aus Gefährten, die am Verkehrsgeschehen beteiligt sind, repräsentieren pro Tag im Schnitt 3,5 Milliarden gefahrene Kilometer.

Nur mit dieser Datenfülle lässt sich für nahezu jede angepeilte Strecke berechnen, wie lange es bis zum Ziel dauert, und welcher Weg der günstigste ist. Intelligente Rechensysteme gleichen das Tempo des zu lotsenden Fahrzeugs mit den aktuell herrschenden Durchschnitts-Geschwindigkeiten ab, kalkulieren Stauzeiten und prüfen die Alternativen auf Ausweichrouten. So wirft das System bei Fahrtantritt eine erste Prognose zur Ankunftszeit aus, die unterwegs immer wieder anpasst wird, wenn sich die Bedingungen ändern.

Stellt man diesen komplizierten Prozess der Datenaufbereitung für jeden Einzelfall ganz simpel dar, dann fragt das TomTom seine Datenquellen unaufhörlich: Wie viele Verkehrsteilnehmer sind auf der Strecke unterwegs? Wie schnell fahren sie? Oder stehen sie gar und wie lange? Ist die Stauschlange zermürbend oder kurz? Wie ist das aktuelle Wetter? Aus den Antworten zieht der Navigator Schlüsse, wie sich die Verkehrslage auf dem angepeilten Weg in der nächsten Zeit entwickelt. Zusätzlich zeigen historische Daten immer wiederkehrende Muster auf, die sich an bestimmten Wochentagen und Uhrzeiten einstellen.

Abgesehen davon, dass sich durch die Navigations-Vorschläge für den einzelnen Verbraucher ein individueller Nutzen einstellt, kann auch die Allgemeinheit davon profitieren. Entweder werden Staus durch geschicktes Umleiten bereits im Ansatz elegant vermieden oder wenigstens entzerrt. Oder Kommunen, Behörden, Stadt- und Verkehrsplaner nutzen die historischen Daten zur Analyse, um sich Abhilfe für ständig wiederkehrende Problem-Situationen Abhilfen zu überlegen. Dabei ist der Verkehrsfluss nur ein Teilaspekt: Auch die Schadstoff-Emissionen lassen sich mit klugen Reaktionen deutlich verringern.

Und wenn es mal nicht um das Navigieren geht, dann halten die aktuellen TomTom-Geräte serienmäßig eine hilfreiche Nebenfunktion bereit: Sie können via Bluetooth mit dem Mobiltelefon gekoppelt als Freisprechanlage genutzt werden. Es soll ja noch Autos geben, in denen dieser Komfort einen ordentlichen Aufpreis kostet. Klar, die Stimme des Anrufers klingt eher nach Blecheimer als nach Kathedrale, aber wer bezahlt schon gern Bußgelder oder kassiert "Flensburg-Punkte", weil er beim Klingeln während der Fahrt reflexhaft das Handy ans Ohr reißt.

Klaus Brieter / mid

Fotocredits: TomTom
Quelle: GLP mid

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